Auf geht’s tu den schweren Geschützen. Heute rezensiere ich Ein Fest für Odin + die Norweger Erweiterung + die 2 Mini Erweiterungen.
Worum geht es?
Wir begleiten unseren Wikingerstamm durch die Zeiten, häufen Reichtümer an, betreiben Viehzucht, bauen Häuser und Schiffe, besiedeln Inseln, schmieden Dinge … ja und was nicht noch alles
Was ist das Ziel?
Eigentlich Punkte … aber irgendwie ist man auch schon ziemlich zufrieden wenn einem das gelingt was man sich vorgenommen hat.
Warum macht das Spass?
Sagt euch der Begriff Sandbox-Games etwas. So etwas wie Korsaren der Karibik oder Xia-Legends of a Drift System. Da kann man verschiedenste Richtungen einschlagen. Ein Fest für Odin ist das für „Eurogames“. Mach worauf die Lust hast. Es ist ein Strategietitel deswegen ist es weniger chaotisch als z.B. bei den Korsaren, manche Sachen synergieren besser… wie zB. jagen mit Waffen macht mehr Sinn als jagen ohne Waffen und doch fühlt man sich … freier … als bei anderen Titeln dieser Art.
Besonderheiten
Jeder der Einsetzspiele kennt wird den großen Unterschied zu denen feststellen. Normalerweise hat man ja ein paar Orte … Hier … über 40 Aktionsmöglichkeiten und trotzdem ist das Tabelau sehr gut aufgebaut und nachvollziehbar.
Wie ich jetzt das Spiel kurz zusammenfassen soll, ist mir schleierhaft. Du bekommst durch Aktionen Warenplättchen in 4 Farben und unterschiedlichen Formen…die man grob gesagt in Lebensmittel und Waren unterteilen kann. Die Waren kommen auf das persönliche zentrale Tableau und stellen das Eigentum des Clans dar. Da spielt man dann Wikingertetris und erhöht das Einkommen oder bekommt Warenprämien. Lebensmittel braucht man vor allem um die Wikinger zu ernähren. Das Essen legt man auf die Festtafel und braucht soviel wie dort Platz ist. Wichtig. Da muss auf Abwechlsung geachtet werden. Auf Fleisch muss Gemüse folgen und Abwechslung wollen die Wikinger auch haben. Sehr anspruchsvolle Zeitgenossen.
Wenn man jagen oder plündern geht kommen die Würfel zum Einsatz. Man würfelt 3 Mal und kann das Ergebnis durch Abgabe von Waffenkarten oder Rohstoffen die man evtl. hat erhöhen. Beim Plündern darf man dann eine Ware mit den entsprechenden Wert aus der Auslage nehmen. Die haben unterschiedliche Formen als die normalen Waren. Alternativ kann man sie auch für Geld kaufen oder selbst schmieden. Da ist auch die englische Krone dabei die nochmal 2 Punkte extra bringt… die lässt sich nicht schmieden und ist auch unverkäuflich, da sind die Engländer konsequent.
Was bringen die Erweiterungen. Die große Norweger Erweiterung ändert den Spielplan vollkommen, bringt neue Tiere, einen persönlichen Handwerksschuppen, neue Beutegegenstände … und ein paar andere Dinge.
Eine Mini Erweiterung bringt neue Inseln … kann nicht schaden und die andere bringt neue Waren und ändert die Ernte von einer fixen Abfolge zu einer zufälligeren … Dafür darf man sich aber noch ein Bonusplättchen aussuchen und bekommt 1 Bonus wenn man eine Ernte hat und einen wenn sie ausfällt. Der reicht von Geld zu bestimmten Waren zu speziellen Waffenkarten oder Rohstoffen.
Einstieg & Wiedereinstieg
Regelumfang: Ähm … ja … da gibt es einiges. Die Anleitung ist auch super duper und selbst wenn man das Spiel eine Weile nicht mehr gespielt hat kommt man schnell wieder rein und schlägt einfach den Abschnitt an den man sich nicht erinnern kann nach.
Einarbeitungszeit: Man braucht anfangs bis man sich mal auf dem Tableau zurecht findet. 1-2 Einspielpartien sollte man einplanen.
Preis/Leistung
Mit der großen und den beiden Mini-Erweiterungen kostet das dann so um die 100€. Dh. ein Spiel dass man sich nicht jeden Tag kauft und auch ein Spiel das definitiv nicht für alle Gruppen geeignet ist.
Meine Meinung
Was gefällt mir am Spiel nicht?
Der Aufbau dauert schon lange und braucht auch dementsprechend Platz.
Was sind solala Punkte?
Sowas wie eine Jokerregel wäre gut. Du kannst zwei Waffenkarten einer Art wie eine beliebige einer anderen abwerfen oder ein direkter Tausch mit Mitspielern. Sonst kann man mit viel Pech nicht das bekommen was man brauchen würde.
Was gefällt mir?
Ein Fest für Odin ist ein absolute geniales Spiel aber um es gleich vorweg zu nehmen: Ich habe es bislang nur Solo gespielt und ich habe auch keine Ambitionen es mit mehr Leuten zu spielen. Es ist so in richtiges … Sonntag Nachmittag. Die bessere Hälfte will sich irgendwas anschauen, interessiert mich nicht … ja da pack ich doch Ein Fest für Odin aus… Spiel
Wenn ich den Mehrwert von mehr als einem Spieler vergleiche mit der ansteigenden Spieldauer … wenn da alle so lang für ihren Zug brauchen wie ich … dann zahlt sich das für mich persönlich nicht aus.
Gut hätten wir das geklärt. Was finde ich toll? Da muss ich es mit anderen Spielen vergleiche. Wie z.B. Agricola. Das hab ich nicht wirklich oft gespielt aber ein paar Mal. Ich fand es gut aber irgendwie auch hart. Das passte zwar zur Geschichte aber traf nicht so ganz meinen Geschmack.
Hier hast du die Freiheit zu tun was du willst. Die Pflichtaufgabe Essen ranschaffen ist meistens einfach erledigt. In 4 der 7 Runden bekommst du eine automatische Gemüseernte in unterschiedlicher Höhe. Wenn dir dann noch wer am Markt eine Milch und ein Schnitzel in die Hand drückt passt das vielleicht schon. Man will aber trotzdem eher knapp kalkulieren, weil man die Plättchen lieber für was anderes verwenden will, das einem am Ende Punkte bringt.
Was das tolle an diesem Sandbox spielt ist, dass du so viele Möglichkeiten hast, dass du mit manchen Elementen das Spiels gar nicht interagieren wirst. Wer unterwegs ist andere Länder zu besiedeln wird nicht viel Zeit haben, Häuser zu bauen oder sich um die Viehzucht zu kümmern. Wenn man jetzt noch die 3 dicken Kartenstapel mit Ausbildungskarten hernimmt, ist keine Partie wie die andere.
Was die treibende Kraft des Spiels ist, ist dass es einen auf unterschiedlichen Ebenen anspricht und mit Abwechslung richtig gut arbeitet. Das verhindert, dass es sich monoton anfühlt und der Kopf nur mehr aus Zahlen besteht. Ich wette die meisten kennen solche Spiele die sich eher wie Arbeit anfühlen. Das ist hier anders obwohl es mit den 40+ Aktionsfeldern locker das Potential dazu hätte. Man jongliert mit ein paar Zahlen, dann nimmt man wieder die Tetristeile, jongliert wieder mit ein paar Zahlen, schaut auf die Kartenhand, puzzelt eine Weile und inzwischen wird gewürfelt. Dein Gehirn bekommt Abwechlsung und das braucht ein Spiel in dieser Größenordnung. In meinen ca 15 Partien dachte ich eigentlich immer: Was schon vorbei? Schade … Wäre es verrückt noch eine Partie dranzuhängen? Das bei einem Spiel mit ca 1 Stunde (solo wohlgemerkt) zu schaffen, ist schon eine Leistung.
Die Würfel. Einige habe in ihren Rezensionen darüber gemeckert. Ich finde sie grandios obwohl der Würfelmechanismus an sich nicht grade grandios ist. 1 Würfel mit 8 oder mit 12 Seiten. Bis zu 3 Mal darf man würfeln. Eigentlich simpel… ja genau … das ist es! Wenn der Würfelmechanismus komplexer wäre, würde er gar nicht ins Spiel passen. Jede der einzelnen Aktionen im Spiel ist für sich alleine gesehen einfach. Gib 1 Holz ab und nimm dir ein Fischerboot ist auch keine Raketenwissenschaft. Beim Würfeln hast du natürlich das Zockerelement dabei. Je nachdem ob du im Wald jagen, fischen oder Plündern gehst kannst du unterschiedliche Waffenkarten oder Rohstoffe abgeben um z.B. bei der Jagd das Ergebnis zu erreichen oder höhere Plünderwerte zu bekommen. Wann du das Risiko eingehst bleibt ganz dir überlassen.
Mir gefällt diese Pause für die grauen Zellen. Einfach nur ein paar mal würfeln. Da gibt es nichts zu optimieren. Entweder kommst du auf die Zahlen oder eben nicht. Es geht mehr in die emotionale Richtung. Positiv wie negativ. Da hab ich schon ordentlich geflucht…Ja die Würfel geben und die Würfel nehmen…
Ich mag das Würfeln auch vom Thema her. Es ist nicht so wie…da steht ein Baum … den hack ich um. Auf die Jagd zu gehen hat eben einen unsicheren Ausgang, ebenso wie wenn ich Plündern gehe.
Jetzt habe ich länger über das Würfeln geschrieben als ich eigentlich wollte. So könnte ich noch seitenweise weitermachen. Warum die Tierzucht super ist oder ich das Auswandern effizient finde oder dass man mit den Ausbildungskarten tolle Synergien und Sondereffekte bekommen KANN oder eben nicht und der Wiederspielreiz überhaupt sehr sehr groß ist.
Ich mag auch Wikingertetris. Du hast dieses Riesenbrett und kannst, im Gegensatz zum echten Tetris, anfangen wo du willst. Anfangs legt man nach irgendwie planlos hin, nur um dann über ungeschickt gelegte Teile zu stolpern…wo passt dieses Teil rein? Wer hat das da hingelegt … achja … ich…Sich selber eine Grube graben finde ich gut. Da würde man gerne eine Zeitmaschine besteigen und das vergangene ich kräftig durchschütteln.. Ist ja egal? Es ist so viel Platz? Reiß dich zusammen! … so halbernst.
Biegen wir langsam auf die Zielgerade ein. Das dürfte jetzt für jene interessant sein, die nicht Solo spielen wollen. In der Erweiterung haben sich noch etwas ganz schönes eingefügt. In der letzten Spalte gibt es dort tolle Felder die man mit 1 oder 2 Personen aktivieren kann aber die sind das letzte was du in deinem Zug machen kannst. Da kann ich mir schon vorstellen, dass das mehr Interaktion reinbringt. Ich glaub der Christian schielt auch auf die Elchjagd. Wenn ich dem zuvorkommen will, muss ich 2 einsetzen. Hier wird schön mit der „Angst“, dass man das nicht bekommt was man will, gespielt. Du kannst es früher haben, dafür verlierst du Effizienz, weil du dasselbe Feld auch nur mit einer Person haben könntest. Es stellt nicht nur die Frage, „willst du diese Aktion haben, sondern, willst du sie auch zu einem höheren Preis, der vielleicht gar nicht notwendig wäre, weil kein Mitspieler eigentlich das Feld will, haben.
Ich will es aber kurz machen (sagte er nach ~1500 Wörtern). Ein Fest für Odin ist für mich das beste Einsetzspiel ach was sag ich … eines der besten Spiele die ich kenne. Top 10 Material. Punkt.
Empfehlung
Wenn ihr euch dazu entschließt das Spiel zu kaufen würde ich auch gleich alle Erweiterungen mitnehmen. Zumindest die große Norweger Erweiterung. Es gibt zusätzliche interessante Felder, dann noch ein einzigartiger Handwerksschuppen, der einem zusätzliche Boni bringt und mehr Tiere. Normalerweise wäre das viel für so ein Spiel. Aber bei diesem freien Design dieses Spiels, fügt sich das nahtlos ein.
Anhang
Eckdaten
Autor: Uwe Rosenberg
Illustrationen: Dennis Lohausen
Verlag: Feuerland ( Verlagsseite)
Erscheinungsjahr: 2016
Spieleranzahl: 1 – 4
Dauer: ca 1 Stunde / Spieler
Schachtelgröße: 31,5 x 22,5 x 12,5
Preis: mit allem Drum und dran ca 100
Aufbau
Spielfeldgröße: Es braucht viel Platz. Richtig viel Platz. Solo spiele ich auf einem 160 x 80 Tisch. Dort geht es sich gut aus… Für 2 Spieler müsste ich ihn ausziehen.
Aufbauzeit: ca 10 Minuten