Istanbul

Kurzinhalt

Wir sind Kaufleute die auf dem Basarviertel von Istanbul unterwegs sind und wandern mit unserem Handkarren und Gehilfen von einem Ort zum anderen. Erhalten Waren, verkaufen sie wieder, würfeln in der Teestube, lösen das schwarze Schaf der Familie aus dem Gefängnis aus , pimpen unseren Handkarren und und und … bis wir schließlich 5 Rubine unser Eigen nennen können.

Wie schon bei Camel Up, ist es für eine Rezension zum Kennerspiel des Jahres 2014 ein wenig spät. Genauso wie bei Camel Up ist der Grund für die Rezension die Ankündigung einer Erweiterung „Mokka und Bakschisch“ die im Mai 2015 erscheinen soll. Dann satteln wir mal die Gehilfen und reiten auf den Markt.

Eckdaten

Autor: Rüdiger Dorn
Illustrationen: Andreas Resch
Verlag: Pegasus Spiele
Jahr: 2014
Anzahl Spieler: 2-5
Dauer: 35-60 min.
Schachtelgröße: 31,50 cm * 22,50 cm * 7,00 cm
Preis: ~23 €

Ausstattung

Ausstattung (die kleine Pastikbox ist nicht enthalten)
Ausstattung (die kleine Pastikbox ist nicht enthalten)

Das Spiel beinhaltet sehr gute Holzteile, Karten von guter Qualität, Pappteile und leider keine echten Rubine. Für die Aufbewahrung werden ein paar Plastikbeutelchen mitgeliefert. Alles macht einen sehr guten Eindruck. Das einzige Manko kann der Handkarren sein. Die Plättchen für den Ausbau des Handkarrens lassen sich manchmal recht schwer entfernen.

Regeln & Texte

Übersichtskarte
Übersichtskarte

Die Spielregel ist auf Englisch und Deutsch enthalten. Die Rückseite der Ortsplättchen und Übersichtskarten sind mit der englischen Version bedruckt. Die Übersichtskarten selbst sind einfach der Wahnsinn. Sie beinhaltet einen Spielablauf, die Auflistung der Effekte aller Bonuskarten und ist für alle Spieler vorhanden. Was evtl. noch fehlen würde, wäre die Häufigkeit der einzelnen Karten. Aber das ist Kritik auf sehr, sehr hohem Niveau. Die Anleitung selbst ist gut geschrieben und ausreichend bebildert. Ein paar Dinge hätten aber deutlicher gesagt werden müssen:  Der „offene“ Ablagestapel der Karawanserei bedeuetet, dass man sich die Karten die dort liegen jederzeit ansehen darf. Verwendet man das Familienmitglied um eine Ortsaktion auszulösen, darf man auch Bonuskarten einsetzen. Es macht Sinn, dass das geht, aber es hätte nicht geschadet es dazu zu schreiben, um Uneinigkeiten am Spieletisch zu vermeiden 🙂

Illustrationen

Das schwarze Schaf der Familie befindet sich in der Polizeiwache
Das schwarze Schaf der Familie befindet sich in der Polizeiwache

Die Illustrationen bringen sehr viel Flair mit und gemeinsam mit der ausgezeichneten Bildsprache runden sie das Gesamtpaket ab. Hat man einmal ins Spiel gefunden, fällt einem der Wiedereinstieg sehr leicht.

Aufbau & Größe

Spielaufbau für 3 Spieler
Spielaufbau für 3 Spieler

Spielfeldgröße: Spielfeld 55 cm * 37,5 cm + Auslage/Spieler ca 23 cm * 17 cm
Aufbauzeit: 1. Partie ca 5:30 min, weitere Partien ca. 2:30 min

Ablauf

Die einzelnen Orte können, mit wenigen Einschränkungen, beliebig angeordnet werden. Alternativ kann man auch eines von 3 vorgegebenen Szenarien verwenden. Die Position des Schmugglers und des Gouverneurs werden durch Würfelwurf bestimmt. Jeder erthält Startgeld, eine zufällige Bonuskarte, einen Handkarren, eine Übersicht, einen Kaufmannsmarker, 4 Gehilfen und stellt sein Familienmitglied auf die Polizeiwache. Die 4 Gehilfenscheiben und der Kaufmann bilden einen Stapel (wir nenne ihn Kaufmannsstapel).  Abwechselnd dürfen die Spieler ihren Zug machen. Er besteht aus folgenden Schritten.

a) Bewegung: Der Kaufmannsstapel muss 1-2 Felder bewegt werden. Eine diagonale Bewegung ist nicht erlaubt. Befindet sich auf dem Zielort eine eigene Gehilfenscheibe, nimmt man sie wieder in den Kaufmannsstapel auf. Andernfalls entfernt man eine Gehilfenscheibe und legt sie auf den Ort. Ist der Kaufmann ohne Gehilfen unterwegs endet hier der eigene Zug sofort. Befinden sich auf dem Zielfeld weitere Kaufleute, muss man an jeden Kaufmann 2 Geld abgeben, sonst endet der Zug auch sofort.

Befindet sich an einem Ort noch keine Gehilfenscheibe, lässt man eine dort.
Befindet sich an einem Ort noch keine Gehilfenscheibe, lässt man eine dort.

b) Aktion: Man darf die Ortsaktion ausführen

c) Begegnungen: Hier werden Begegnungen mit dem Schmuggler, Gouverneur und anderen Familienmitgliedern abgewickelt.

Danach beginnt der Zug des nächsten Spielers. Gespielt wird solange, bis ein Spieler 5 Rubine ergattert hat und alle Spieler gleich oft an der Reihe waren.

Spieltiefe

Unser Handkarren bei Spielbeginn. Ohne Waren oder Rubine und mit Platz für Ausbauten.
Unser Handkarren bei Spielbeginn. Ohne Waren oder Rubine und mit Platz für Ausbauten.

Das Spiel hat zufriedenstellenden strategischen und taktischen Anspruch. Die einzelnen Aktionen sind eigentlich recht einfach aber die Summe aus Zugmechanismus, Bewegung, Aktion und Sonderfiguren macht das ganze komplexer. Jedoch auch nicht zu komplex. Die strategische Planung geht leichter von der Hand als in anderen Titeln. Anscheinend fällt die Wahl einer optimalen Route dem Gehirn leichter als Planungen in Aufbaustrategiespielen. Somit würde ich es im anspruchsvolleren Familienspielerbereich ansiedeln. Als Einsteigertitel also nicht zu empfehlen, aber mit ein wenig Spielerfahrung hat man auch hier seinen Spass.

Spielgefühl & Interaktion

Der frühe Vogel fängt den Wurm - Der 1. Edelstein kostet 14 Geld. Der 2. schon 15 usw.
Der frühe Vogel fängt den Wurm – Der 1. Edelstein kostet 14 Geld. Der 2. schon 15 usw.

Durch den interesannten Bewegungs/Aktions-Mechanismus fühlt sich das Spiel eher wie ein Wettrennen an. In fast allen Partien, war es bis zum Ende knapp. Oft entscheidet dann, das richtige Timing. Kauft ein Spieler vor einem beim Edelsteinhändler einen Rubin, wird er für einen selbst teurer, was einem schon mal den Sieg kosten kann. Ist man zu spät bei den Moscheen sind die Plättchen auch teuerer und man muss davor nochmal seinen Handkarren ausbauen usw. Man muss sich früh entscheiden, was man wann haben will.

Abwechslung & Langzeitspass

Beim Ablauf habe ich bereits kurz erwähnt, dass der Spielplan, mit 2 Ausnahmen, beliebig angeordnet werden kann. Dadurch ergeben sich immer andere Wege. Die Startpositionen der Sonderfiguren und die zu Beginn gezogene Karte können die eigene Strategie auch beeinflussen. Somit hat man für etliche Partien genug Spass. Danach kann man die in der Anleitung mitgelieferte Spielvariante verwenden, die das ganze noch taktischer werden lässt.  Aber ehrlicherweise muss ich zugeben, dass Istanbul in letzter Zeit  (ich besitze es seit August) seltener auf den Tisch kommt und der Reiz es zu spielen nachgelassen hat. Ich freue mich schon sehr auf die Erweiterung die weitere Orte hinzufügt. Sie sehen alle sehr vielversprechend aus.

Meine Meinung

Ich finde Istanbul ist zu Recht das Kennerspiel des Jahres 2014 geworden. Der Bewegungsmechanismus ist einfach aber hochinteressant. Die einzelnen Ortsaktionen sind nicht zu komplex aber die Kombination ergibt immer wieder schöne Situationen. Man weiß ständig wie gut das Spiel für einen selbst bzw. die Gegner läuft. Eine große Punkterechnerei am Ende der Partie entfällt. Eine Partie ist schnell gespielt. Ich habe online zwar gelesen, dass manche 90 min. für eine Partie benötigt haben, kann mir das aber nicht erklären. Wir brauchten in voller Besetzung nicht mehr als 1 Stunde und haben einen Grübler dabei.

Wenn man mit dem Thema was anfangen kann, ein schnell gespieltes Spiel mit mittlerem Anspruch sucht, ist man hier richtig Das Spiel ist mittlerweile auch schon für knapp über 20 € zu haben.  Wenn das kein Grund ist, weiß ich nicht. Von mir gibts 2 Rubine!

Wertungsupdate Jan2016: Gut+

7 Kommentare zu „Istanbul

Hinterlasse einen Kommentar