Heute sehen wir uns das brandneue Spiel der Brands an… Es hat Plättchen und Würfel und Figuren die man einsetzt und das ist noch nicht einmal das beste daran … Los geht’s!
Eckdaten
Autor: Inka Brand; Markus Brand
Illustrationen: Dennis Lohausen
Verlag: HUCH! (Verlagsseite)
Erscheinungsjahr: 2017
Spieleranzahl: 2 – 4
Dauer:45 – 75min
Schachtelgröße: 29,5cm x 29,5cm x 7cm
Preis:
Ausstattung
Das Spiel ist prall gefüllt mit Plättchen, Würfeln und Tableaus.
Grafische Gestaltung
Die Gestaltung von Dennis Lohausen finde ich sehr gelungen.
Aufbau
Spielfeldgröße: 78cm x 43cm + 26cm x 33cm pro Spieler
Aufbauzeit: ca. 4min
Thema
In einer Zeit des Friedens, bauen wir unsere Ländereien aus und treiben Handel usw. Dabei ist Karma wichtig und auch das Wechselspiel zwischen Ruhm und Reichtum muss bedacht werden.
Besonderheiten
Wer sich für eine detaillierte Regelerklärung interessiert. Hier ist ein schönes Video des Autorenduos:
Das Spiel ist ein Einsetzspiel bei dem wir unsere Figuren auf dem Spielplan platzieren und Aktionen auslösen. Die Würfel dienen als „Rohstoff“.
Der Reihe nach setzt die Spieler eine Figur nach der anderen ein und führen die entsprechende Aktion aus.
Es gibt vier zentrale Bereiche. Steinbruch, Palast, Fluss und Markt. Ich fass mich ganz kurz zusammen.
Ganz wichtig ist der Steinbruch. Hier kann man gegen Würfel eins der 12 offenen Plättchen nehmen und in das eigene Tableau einbauen. Auf den Plättchen findet man neben Wegen auch Märkte und Gebäude. Jeder Markt ist einer der 3 Waren zugeordnet. Wenn man ihn einbaut bekommt man sofort den aufgedruckten Geldbetrag. Gebäude gibt es vier verschiedene. Sie bringen Siegpunkte. Der Wert richtet sich nach der Ausbaustufe dieses Gebäudes.
Im Palast bekommt man neue Würfel, kann Würfel eintauschen, neu würfeln und Sonderaktionen aktivieren. Am Markt bekommt man Geld für die Märkte die man bereits errichtet hat. Der Fluss ist eine Leiste mit Aktionen auf der man sich entlang bewegt. Hier kann man nur niedrige Würfelwerte einsetzen.
Und am Ende gewinnt der mit den meisten Punkten werdet ihr sagen – Falsch. Am Spielfeldrand findet ihr zwei Leisten die einander entgegengesetzt verlaufen.
Auf der einen Leiste wird Ruhm (=Punkte) aufgetragen. Die andere Leiste zeigt das aktuelle Vermögen der Spieler an. Sobald sich die Marker eines Spielers begegnet sind, wird das Spielende eingeläutet und die aktuelle Runde fertig gespielt. Sollte es auch anderen Spielern gelingen die Endbedingung herzustellen, so gewinnt der, dessen Marker am weitesten voneinander entfernt sind.
Einstieg & Wiedereinstieg
Regelumfang: Ein paar Seiten sind es dann doch aber es ist eingängig
Einarbeitungszeit: Nach ein paar Runden gabs keine Fragen mehr, bis das Spielende eingeläutet wurde. Ab der 2. Partie war auch dann alles klar.
Preis/Leistung
Das Spiel kostet derzeit so um die 45€. Das ist jetzt nicht grade günstig aber trotzdem finde ich, dass es den Preis gerechtfertigt ist. Hier hat man 48 schöne, große Würfel, Pappmaterial von sehr guter Qualität und auch ein tolles Inlay.
Kommen wir zum Spiel selber. Es gibt neben dem Grundspiel auch zwei weitere Varianten für fortgeschrittene Spieler die man verwenden kann.
Meine Meinung
Beginnen wir mit den negativen Punkten. Da fällt mir nichts ein.
Was war solala? Ich hab mich schon ein paar Mal über fehlende Plastikbeutel beschwert. Hier sind zwar genug Plastikbeutel dabei (Daumen hoch dafür) aber sie hätten kleiner sein können. So blöd es sich anhört aber in den großen Beuteln bekommt man sie nur schwer in das Inlay.
Punkt 2: Die Geldleiste ist zwar praktisch aber da sich der Geldbetrag häufig ändert, muss man auch den Marker oft verschieben und ich kann mir vorstellen, dass das bei einem riesigen Tisch nicht so einfach ist. Auf meinem mittelgroßen Tisch geht es., weil mehrere Spieler die Marker erreichen können.
Letzter Punkt: Das Thema ist jetzt auch nicht so stark vertreten. Es gibt zwar ein paar Elemente in der Gestaltung die auf diese Ära verweisen (dazu gibt es sogar einen kleinen Anhang) aber man darf nicht erwarten, dass es eine thematische Erklärung für die Würfel gibt 🙂
Was gefällt mir gut? Ich liebe diese Würfel. Groß und knallig. Sehr schön. Ich mag auch wie die Würfel eingesetzt werden, weil ich mit den unterschiedlichsten Kombinationen arbeiten kann. Niedrige Würfelwerte sind nicht automatisch schlecht. Auf dem Fluss kann ich mich nur mit Werten <4 bewegen. Um Startspieler zu werden braucht man eine 1. Für eine 2 bekommt man 2 beliebige Würfel und noch einen Bonus. Gegebenenfalls kann man gegen einen Karmapunkt einen Würfel wenden und so aus einer 1 eine 6 machen usw. Ich kann das Ergebnis aber nicht zu Tode modifizieren, sodass ich beim würfeln trotzdem hoffe, dass es mindestens ein 4 wird damit ich mir das eine Plättchen leisten kann. Der „Geist des Würfelns“ bleibt also erhalten.
Anfangs ist man sehr von den Würfeln abgelenkt aber das wirkliche Herz des Spiels ist das Tableau. Die großen Punkte- und Geldlieferanten sind nämlich die Plättchen. Ja was soll ich sagen. Legespiele werden bei uns eigentlich immer gerne gespielt. Dank der unterschiedlichen Ausbaustufen der Gebäude und Wege/Warenkombinationen haben die Plättchen für die Spieler einen anderen Wert. Der eine will das Plättchen weil da ein Tempel drauf is. Der andere braucht den Weg zur Außengrenze um dort eine Menge Extrageld einzusacken und ein anderer will einen weiteren Seidemarkt. Die Plättchen kann man drehen wie man will, so puzzelt man dann doch ein wenig herum, wo es denn am besten hinpasst. Wie ich schon bei den Würfeln geschrieben hab: Der Geist von Legespielen bleibt erhalten.
Kommen wir zu den Figuren. Jeder Spieler startet ja mit 3 Figuren bis zu einem Maximum von 5. Dabei gibt es aber mehrere Möglichkeiten um an die Extrafiguren zu kommen. Entweder ist man eine bestimmte Strecke auf dem Fluss gereist oder man hatte eine gewissen Ruhmeswert oder einen gewissen Geldwert. Da sollte man sich am Anfang schnell entscheiden, was man anzielt, weil ob man 3 oder 5 Figuren hat ist … ja … wichtig. Das einsetzen der Figuren ist klassisch. Auf jedem Feld kann nur 1 Person stehen. Von wichtigen Aktionen wie Plättchen bauen, Markteinkünfte oder Flussfelder gibt es mehrere Plätze aber nur das 1. Feld ist gratis. Alle anderen Kosten Geld. Und wie man weiß, jedes Goldstückchen das man ausgibt, entfernt einen auch ein Stückchen vom Sieg….ja 1 Geld kann über Sieg und Niederlage entscheiden … Ich spreche aus Erfahrung 🙂
Diese 3 Elemente werden im Spiel sehr schön miteinander verwoben. Die Essenz jedes Teils davon bleibt erhalten und es wird nicht zu komplex. So hoffe ich bei jedem Würfelwurf, dass das Ergebnis kommt, das für meine Pläne am wichtigsten ist. Die Plättchen versuche ich möglichst schön einzubauen um meine Wege nicht einzuschränken und Belohnungen an den Außengrenzen abzustauben und beim Einsetzen überlegt man auch, wo die eigenen Prioritäten liegen.
Die Leisten sind auch ziemlich cool. Das war einer der Gründe warum ich mir das Spiel zugelegt habe. Die Siegbedingung ist interessant und sorgt dafür, dass man hier tatsächlich ein Rennen ins Ziel hat (und sich Rechnerei erspart). Das Ziel ist aber nicht in Stein gemeißelt und eher eine Idee. Ich setze mir einen Schwerpunkt auf diese 2 Gebäudearten und dann schauen wir weiter.
Ich finde es thematisch gut, dass Geld hier ein wichtiger Teil der Siegbedingung ist. In den meisten Spielen bekommt man dafür einen Trostpreis an Punkten. Nett aber viel ineffizienter als wenn man irgendetwas anderes damit gemacht hätte. Ich bin ein Herrscher über eine Provinz und baue diese aus wie ich will (und mich die Mitspieler lassen). Eine Handelsmetropole mit einem Geldspeicher, wo Dagobert Duck neidisch wird? Kein Problem. Paläste und Monumente so weit das Auge reicht … leere Kassen inklusive? Aber gerne. Oder eine Mischung aus beliebigen Anteilen davon? Wie sie wünschen!
Obwohl das Ziel nicht sehr konkret ist und Würfel im Spiel sind, ist es trotzdem strategisch. Ich habe noch nach jeder Partie gesagt, tja … wenn ich da das gemacht hätte und nicht dort eingesetzt hätte usw. Ich habe hier einen Spielraum um besser zu werden, was längerfristig das um und auf für ein Strategiespiel ist.
Was ich noch toll finde, ist das Spiel mit Handicap. Das Spiel kommt ja auch mit ein paar Varianten. Eine davon verwendet die Rückseite des Spielerteableaus. Das ist ein wenig anders gestaltet. Spielt man jetzt als Veteran mit Anfängern so verwenden diese die Vorderseite und man selber spielt mit der Rückseite + ein paar Anpassungen, die es ein wenig schwerer machen. Tolle Sache!
Spielt man mit Neulingen oder Spielern die eben nicht so gut in solchen Spielen sind, kann man so das Gefälle ein wenig glätten! Sowas habe ich bis jetzt noch in keinem Spiel gesehen.
Abschließend muss ich sagen, dass ich vom Spiel überrascht war. Ich hatte ein grundsolides Spiel erwartet, dass eine clevere Endbedingung hat. Aber die drei Grundkomponenten des Spieles: Würfeln, Plättchen legen und Figuren einsetzen wurden zu einem schönen Mechanismus zusammengefügt. Dazu gibt es noch den Aspekt des Wettrennens durch die Leisten und als Sahnehäubchen gibts noch tolles Material oben drauf. Wenn ich nich schon meine Jahreshighlights verkündet hätte, würde es Rajas of the Ganges auch auch die Liste schaffen.
Gut+
Empfehlung
Alle die ein Strategiespiel im oberen Kennerspielbereich suchen, werden hier fündig.
Neulingen würde ich vom Spiel abraten.
Vielen Dank an HUCH! für das Rezensionsexemplar!